1795 – 1875
I.
Wär’ mir schon lieb mein
liebes Münschen nicht,
So wäre mirs, wenn darf hinein
ich blicken,
Wo auf der Berge stolzgehobnem
Rücken
Der Himmel röthet sich im
Abendlicht.
Wie Rosen schimmer, die der
Juni flicht,
Den ersten Sommer lieblich uns
zu schmücken,
So leuchten uns zu wonnigem
Entzücken
Der Alpen Ketten in das
Angesicht.
Dir, Königsstadt, mit deinem
Bergeskranze,
Umschleiert rings von
sonnenduftgem Glanze,
Will ich zum Lob ein paar
Sonettchen singen.
Nur schüchtern darf ich sie
zur Gabe bringen,
Ein leiser Laut, wo in den
hellsten Tönen
Der Meister Lieder deine
Stirne krönen.
II.
Solang noch steht die hohe
Alpenwelt,
Solange sollen flinke Gemsen
springen
weg über Felsen, über schroffe
Klingen,
Ob manche auch dem Rohr des
Jägers fällt.
Wo sie noch ragt, die riesge
Alpenwelt,
Da sollen Adler mit den kühnen
Schwingen
Empor zum Saum der lichten
Wolken dringen,
Und wiegen sich im blauen
Himmelszelt.
Dieweil noch sprießt die
blumge Alpenwelt,
Soll Edelweiß auf ihren
Gipfeln blühen,
Manch zartes Röslein dornenlos
erglühen.
Und weil noch deine schlanken
Thürme ragen,
Sei, München, dir bis zu den
letzten Tagen
Der Schmuck der stolzen Alpen
zugesellt.
III.
Die Kunst, die wählte dich zur
Lieblingsstätte,
Willst du seitlang in deinem
Schooße hegen,
Mit zarter Sorge hüten sie und
pflegen,
Sie fesseln dir als wie mit
goldner Kette.
Dem Maler beutst du freundlich
die Palette,
Den Schmelz der bunten Farben
drauf zu legen,
Drum will er dir die schönsten
Bilder prägen,
Jetzt grandiose, und dann
lieblich nette.
Den Meisel reichst du, aus den
kalten Steinen
Lebendge Formen sinnig zu
gestalten
In edlem Style, dem antiken,
reinen.
Und wo harmonisch süße Töne
beben,
Die edle Musica darf
klangreich walten,
Da willst du ihr die goldnen
Saiten weben.
IV.
Man preist so gern den
schlösserreichen Rhein,
Wo doppelt lieblich sich die
Morgen hellen,
Die edlen Reben an der Sonne
schwellen
Zum altberühmten, goldeshellen
Wein.
Auch lobt man sich den
dörferreichen Main,
Der wälzt bedächtig seine
vollen Wellen
dem Rheine zu, derweil in
eilig schnellen
Sturzwellen manches Flüßchen
springt hinein.
Was ich mir rühme, soll die
Isar sein,
Weil sie entquillt den hohen
Alpenschooßen,
Und stürzt sich schäumend über
Felsgestein.
Auch faßt sie stolz des Landes
Hauptstadt ein,
Wo glänzt der Thron, die
Künste scherzend kosen,
Die Wissenschaft wirft ihren
goldnen Schein.
V.
Wie ists so schön, wenn
schlanke Bäume strecken
Die Wipfel in die ätherblauen
Höhen,
Wenn leise Winde durch die
Zweige wehen,
Die mit dem Schatten uns die
Häupter decken!
Wie hübsch ists, wenn die
Silberbächlein lecken
Die Blumen, die an grünen
Ufern stehen,
wenn Fischlein durch die
leichten Wellen gehen,
Und scherzend sich in muntern
Spielen necken!
Wie traut ists, wenn ein
odemloses Schweigen
Erquickt das Herz in seinem
tiefsten Grunde,
Das sinnend will sich in
Gedanken neigen!
Wo ist es so? Ihr werdet wohl
ihn kennen,
Den Garten, die ihr wollt mit
lautem Munde,
Den Nymphenburger, mir
langweilig nennen.
1795 – 1875
Der schönsten Gaben eine, die
ins Leben
Noch immer sich zum hellen
Schmuck gewunden,
Zu sonnen uns die oft so
trüben Stunden,
Die Musica will laut ich jetzt
erheben.
Darf sie zu süßen Tönen uns
verweben,
Was wir in eigner Brust so
tief empfunden,
Was hoch uns hob, was schlug
uns heiße Wunden,
Wie mag ihr Klang so lieblich
uns erbeben!
Sie sänftigt uns, sie stillt
des Herzens Klagen,
Sie tröstet, wenn in herbem
Leid wir zagen,
Sie hebt den Muth, das
Schwerste selbst zu wagen.
Drum wollen wir sie preisen
allewegen,
Sie schützen, wahren, sorglich
immer pflegen,
Das Haupt zu ihrem weichen
Schooß zu legen.
1795 – 1875
Mag der sich jens, und jener
dieß sich kiesen,
Was ihn ergötzen mag vopr
andern Dingen,
Mir ist es Lust, ein wenig was
zu singen,
Was eben will mir von dem
Munde fließen.
Wie über grünen, blumenreichen
Wiesen
Die Lerche liebt sich fröhlich
aufzuschwingen,
Ihr trillernd Lied zum
Morgengruß zu bringen,
Will gern ein Stündlein
singend ich genießen.
Selbst wenn sich Sorgen auf
das Herz mir pressen,
Mag ich noch gern ein kleines
Liedchen summen
Still vor mich hin, sie
harmlos zu vergessen.
Doch wenn vielleicht wir
kommen einmal Stunden,
Wo klanglos will mir selbst
der Mund verstummen,
Dann hab’ ich wohl das
Schwerste noch empfunden.
1795 – 1875
Solang mir noch des Herzens
Pulse schlagen,
Die Augen mir noch helle
dürfen blicken,
Laß ich von keiner Sorge mich umstricken,
Daß mir das Herz hinschwände
nur in Klagen.
Auch wenn ich muß dem Liebsten
selbst entsagen,
was kann im Leben hoch mich
doch beglücken,
Will ich darein mit gutem Muth
mich schicken,
Und trostlos nicht,
kleingläubig nicht verzagen.
Und will, was möchte glücklich
ich vollbringen,
„Nach Wunsch mir nicht zum
Ende hin gedeihen,
Nicht lähmen soll es mir des
Geistes Schwingen.
Mit schnellem Flug heb’ ich
sie aufwärts wieder,
Dem Vöglein gleich, das trägt
im holden Maien
Weg über Berg und Thal sein leicht
Gefieder.
1795 – 1875
Was dir entgegen auf dem Wege
tritt,
Du weißt es dir buntfarbig
auszumalen,
Und überall, wohin du lenkst
den Schritt,
Siehst du der Freude
sonnenhelle Strahlen.
Ob sich ein Leid dir in die
Stunden flicht,
Du kannst darüber leicht
hinweg dich bringen,
Und wenn ein Thränlein aus dem
Aug’ dir bricht,
Zu trocknen es, mag bald dir
schon gelingen.
So gehest du durchs Leben
frisch und froh,
Mit leichtem Blut, befreit von
allen Sorgen,
Und weil dich nie der süße
Schlummer floh,
Begrüßt mit Lust du jeden
neuen Morgen.
Nun denn, so sei ein Vöglein
in der Lust,
Das jeder Tag zu leichtem
Fluge ruft.
1795 – 1875
Du lebst so gern in schönen Idealen,
An ihrem reinen Feuer dich zu
wärmen;
Wenn will die Welt in lauten
Stürmen lärmen,
Kannst du im Geist dir süße
Bilde malen.
Und sonnst du dich an ihren
milden Strahlen,
Verschwindet leicht, was sonst
dich mag auch härmen,
Denn lockend ists, in Idealen
schwärmen,
Den Schaum sich schlürfend aus
den goldnen Schalen.
Wohl wird dir oft mit rauher
Hand das Leben
Den Staub abwischen von des
Herzens Blüthen,
Den Reigen wandeln dir in
laute Klagen.
Doch was sich durft’ dir um
die Sinne weben,
Gedanken dir voll hohen
Schwungs zu bieten,
Es klingt dir nach selbst in
den trübsten Tagen.
1795 – 1875
Wo ist sie hin, die in des
Lebens Mühen
Sich kann für alles Schöne
leicht entzünden,
Zum engen Bund mit Allem sich
verbünden,
Was lieblich noch mag auf dem
Wege blühen?
Wo ist sie hin, die, darf sie
flammend glühen,
So laut frohlockend mag es
immer künden,
Was füllt das Herz in seinen
tiefsten Gründen,
Wofür es schwärmt, wofür ihm
Funken sprühen?
Wo ist sie hin, die kann so
hoch sich heben,
So leichten Schwungs die
goldnen Schwingen breiten,
So farbenreich ausmalen sich
das Leben?
Es ist, als wär’ von hinnen
sie gezogen,
Hinweg von uns in ferne, ferne
Weiten,
Daß nur die Prosa blieb uns
noch gewogen.
1795 – 1875
Aecht jugendlich kann Alles
dich beglücken,
Was lacht dich an in seiner
holden Schöne,
Und weß ich mich mit kaltem
Bluth entwöhne,
Das kann dich noch zum Himmel
hoch entzücken.
Nur um so lieber willst ans
Herz du drücken,
Was ich im Scherz muthwillig
dir verhöhne,
Und wenn ich mit der Welt mich
gern versöhne,
Willst schwärmend du dich Zeit
und Raum entrücken.
So warm will dir, so kalt das
herz mir schlagen;
Dir brennen noch die ersten
Gluthesflammen,
Wie einst mir selbst in meinen
Jugendtagen.
Nun ist das schöne Feuer mir
verglommen;
Was sonst mich hob, es sank
mir längst zusammen,
So werd’ von Nichts ich ganz
mehr hingenommen.
1795 – 1875
Was lieblich durft’ uns in der
Jugend schmücken,
Wir sehen mit den Jahren es
verblühen,
Es welkt dahin in manchen
heißen Mühen,
Und schonungslos will es die
Zeit zerpflücken.
Wir konnten jauchzen, hoch uns
oft entzücken,
Für dies und das voll warmer
Liebe glühen,
In hellen Funken wollt’ der
Geist uns sprühen,
Kein Leid konnt’ ihn
umdüstern, ihn bedrücken.
Da wars, daß, wenn sich
Freunde um uns schaarten,
Sie gern mit uns ein kurzes
Stündchen scherzten
Voll heitern Muths, und
schmeichelnd wohl uns herzten.
Nun sind die Blumen in dem
Lebensgarten
Uns abgeblüht, der Winter ist
gekommen,
Und hat die letzte mit sich
hingenommen.
1795 – 1875
Einsam, so bin ich; öde und
verlassen
Muß ich die Stunden traurend
nun verbringen,
Die Freude, die mich trug auf
farbgen Schwingen,
Ich sah vor meinen Blicken sie
erblassen.
So Viele wollten warm mich
sonst umfassen,
Sich treu um mich mit festen
Banden schlingen,
Nun mußt’ ich sie zum schweren
Opfer bringen,
Mit herbem Leid aus meinem Arm
sie lassen.
So jammerst du, und kannst den
Schmerz nicht schweigen,
Der dringet dir in manch
einsamer Stunde
Mit bittern Klageworten von
dem Munde.
Doch immer noch wird eine
Seele neigen
Sich liebend dir, daß bist du
nicht alleine,
Verlassen nicht, und wärs auch
nur die eine.
1795 – 1875
Glämlich wird man, wenn wird
man einmal alt;
Bald dieß, bald jenes will
nicht mehr behagen,
Was sonst erfreut, beglückt in
jungen Tagen;
Es wird das Herz uns öde, leer
und kalt.
Muthlos wird man, wenn wird
man einmal alt;
Wo Jüngre noch das Schwerste
freudig wagen,
Da will man nun am Kleinsten
schon verzagen;
Man hat nicht Feuer mehr,
nicht Kraft und Halt.
Wer ists, der noch das Alter
glücklich heißt,
Das grämliche, das mürrische,
muthlose,
Das trägt den Tod in seinem
welken Schooße?
Und doch ist einer, der es
hoch noch preist,
Ich selbst bin es, und
schreib’ mit frohem Muthe
Ein zweites Büchlein noch: De
senectute.
1795 – 1875
Bedächtig will das Alter Alles
wägen,
Bedenken Alles, ruhig sich
besinnen,
Voreilig nichts, im Flug sich
nichts gewinnen,
Das Für und Wider gründlich
überlegen.
So ist sein Rath ein stets
gewichtger Segen,
Und geht die Tat auch langsam
nur von hinnen,
Die feinsten Fäden mählich
sich verspinnen
Zum schönen Kleid, es festlich
anzulegen.
Die That der Jugend, Rath dem
Alter, sagen
Die weisen Sprüche der
erfahrnen Alten,
Die immer noch en Sinn zur
Wahrheit lenken.
Drum laßt die Jugend eilen,
kühnlich wagen,
Die Schwingen hoch zum stolzen
Flug entfalten,
Dem Alter ziemts, sich ruhig
zu bedenken.
1795 – 1875
Nachwächst uns immer blühend
eine Schaar
Von jungen Kräften, die sich
reich entfalten,
Die, jugendfrisch in ihrem
Thun und Walten,
Zum Werk sich schicken rüstig,
frei und wahr.
Was auch die Zeit aus ihrem
Schooß gebar,
Wie dräuen auch die finsteren
Gewalten,
In ihrem Flug die Wahrheit
aufzuhalten,
Schon bieten Streiter sich zum
Kampfe dar.
Der Jugend ist die Zukunft
anvertraut;
Ausführen soll sie, was ist
recht begonnen,
Was sich auf sichre Fundamente
baut.
Wir Alten wanken mählich hin
zum Grab,
Die Jugend darf am Leben noch
sich sonnen;
Sie gehet vorwärts, und wir
gehn hinab.
1795 – 1875
Ein Traum ist süß, er ist so
lockend schön;
Der kalten, rauhen
Wirklichkeit entzogen
Führt er uns hin auf
spiegelhellen Wogen,
Derweil darüber laue Winde
wehn.
Er lässet uns oft Wunderdinge
sehn,
Und hat mit dem, was er uns
zugewogen,
Getäuscht er auch, uns
schmeichelnd nur betrogen,
Doch will es warm uns durch
die Seele gehn.
Er öffnet in die Zukunft uns
den Blick,
Und will mit bunten Farben sie
ausmalen,
Vorzaubern uns ein blühendes
Geschick.
Und was wir Gutes, Liebes
einst erlebt,
Führt er zurück uns wie in
hellen Strahlen,
Daß es noch schöner vor den
Blick sich hebt.
1795 – 1875
Das Leben, will man sagen, ist
ein Traum;
Viel schöne Bilder wolen drein
sich weben,
Das Herz uns hoch mit süßer
Lust zu heben;
Es bietet uns der Freude
Perlenschaum.
Doch wenn davon geschlürft wir
eben kaum,
Sehn wir es wieder wie in
Nichts verschweben,
Und was wir durften Liebes uns
erstreben,
Erlischt uns, wie der Wolken
goldner Saum.
Als wenn wir träumten, fliegt
die Zeit dahin,
Sie rauscht vorüber, und vom
Sturm getrieben
Nimmt sie mit fort, was wir so
warm doch lieben.
Ob wir die Schläfe blühend uns
umsäumen,
Ob wir uns süße, goldne Träume
träumen,
Wir blicken bald in leere
Hände hin.
1795 – 1875
Das schöne, theure,
vielgeliebte Leben,
Das jede Stunde will vor uns
zerrinnen,
Was ist es anders, als ein
Mühen, Sinnen,
Wie dieß und das wir mögen uns
erstreben?
Und wenn es darf sich uns zu
eigen geben,
So ists, daß wieder Neues wir
beginnen;
Ruhlos will sich, um mehr noch
zu gewinnen,
Des Geistes Trachten vorwärts
immer heben.
Doch wollen gern ans Leben wir
uns binden,
Besingen es, solang das Herz
darf schlagen,
Sich Lieder noch um unsre
Schläfe winden.
Und wenn es muß sich hin zum
Ende neigen
Nach so viel schweren,
unruhvollen Tagen,
Will traurend uns die goldne
Harfe schweigen.
1795 – 1875
Wenn Alles sich zur süßen Ruhe
neigt,
So wollen doch noch Müh und
Sorge wachen,
Und wenn am Herd des Feuers
Knistern schweigt,
So ists, daß sie noch Flammen
uns anfachen.
Wenn gern wir möchten fröhlich
einmal sein,
So wollen sie die Schläfe
finster säumen,
In unsern Schlummer weben sie
sich ein,
Und wiegen sich auf unsern
stillen Träumen.
Sie heften sich an unsre
Sohlen an
Bis hin zum Abend von dem
frühsten Morgen,
Und wenn die Sonne schließt
des Tages Bahn,
Gehn doch mit ihr nicht unter
Müh und Sorgen.
Nur wenn wir in der Erde
Schooß uns betten,
Sind wir gelöst von ihren
schweren Ketten.
1795 – 1875
Du bist die Ruh, drum willst
du mich nicht lieben:
So muß ich bis zu dieser
Stunde klagen,
Weil immer noch zu meinem
Unbehagen
Die Unruh hat mich hin und her
getrieben.
Die Woche zählet wohl der Tage
sieben,
Doch hoffen, fürchten,
kämpfen, streben, wagen,
Aufflammen jetzt, und wieder
dann verzagen,
Ist mir zur Wahl für jeden
noch geblieben.
Wie klingt, als wärs aus
lindem Thau geboren,
Als wärs gehaucht von lauen
Frühlingswinden,
So weich das Wörtlein Ruhe mir
zu Ohren!
Und doch, möcht’ ich zu ihrem
Schooß mich legen,
Will zu mir sich selber nimmer
finden;
Sie fliehet mich, sie weicht
von meinen Wegen.
1795 – 1875
Beweglich immer, wallend ist
dein Herz,
Du gleichst des Meeres
unruhvollen Wellen,
Die schäumend jetzt sich
senken niederwärts,
Um brausend wieder hoch empor
zu schwellen.
Wofür dein Innres flammend oft
erglüht,
Mit heißer Sehnsucht dir es zu
erfassen,
Das willst du, ist sein Reiz
dir abgeblüht,
Gleichgültig wieder aus den
Armen lassen.
Jetzt ists die Freude, die
empor dich trägt,
An ihrem süßen Lichte dich zu
sonnen,
Dann ists der Schmerz, der
dich zu Boden schlägt,
Und hält mit seinen Netzten
dich umsponnen.
So willst unruhig hin und her
du wogen,
Bis ist hinab das Leben dir
gezogen.
1795 – 1875
I.
Ich selbst will nichts; was du
willst, ist mein Wille,
So werd’ durch dich in mir ich
selber stille,
Und während Andre plagt des
Willens Pein,
Kann willenlos in dir ich
fröhlich sein.
Drum wolle nur, was immer
magst du wollen,
Laust will ich dir und stille
Beifall zollen,
Und weil dein Sinn das Rechte
stets erstrebt,
Hab’ ich mich ganz in dich
hineingelebt.
Wie nun du magst mich immer
noch regieren,
Nie werd’ ich mich vom rechten
Weg verlieren,
Geleitet von dir wie am
Gängelband.
So reich mir denn zur Führung
deine Hand,
Ich will darein zu immer neuem
Segen
Vertrauensvoll dir gern die
meine legen.
II.
Wenn sprichst du gern, so
sprech’ ich gern mit dir,
Und wenn du schweigst, will
still mit dir ich schweigen;
Wenn deine Augen richten sich
nach mir,
Will ich nach ihnen auch die
meinen neigen;
Wenn singst du gern, so will
mit Lust ich dich
Mit meiner Laute stundenlang
begleiten;
ergötzt ein Buch vielleicht
dich wonniglich,
So lies mirs vor, dann lausch’
ich dir zur Seiten;
Liebst du, wenn hell der
goldne Sommer lacht,
Ein wenig in das Weite auszuwandern,
So will ich zum Geleit bei Tag
und Nacht
Nachfolgen dir von einem Ort
zum andern.
Und wirst einmal in bitterm
Leid du weinen,
Soll düster dann auch mir der
Himmel scheinen.
III.
Wie viel doch können deine
Auge sprechen,
So viel, was willst du sinnen,
hoffen, meinen,
Denn wie im spiegel, in dem
silberreinen,
Will deiner Seele Licht darin
sich brechen!
Jetzt ists, als wollten sie
gleich Pfeilen stechen,
Gleich rasch entflammten
Blitzesfunken scheinen,
Und wieder ists, daß sie in
bitterm Weinen
Ausgießen Thränen, wie aus
offnen Bächen.
Und ob sie winken nur wie
still verschwiegen,
Schon wäre, was sie wollen, zu
verstehen,
Als wenn dein Herz in ihrem
Ring sie trügen.
Du brauchst nur deines Auges,
mich zu lenken;
Darf ich nach deinen Blicken
lauschend sehen,
Schon weiß ich, was du willst
im Stillen denken.
IV.
Wär ich der silberhelle
mondenschein,
Ich guckte still ins Stübchen
dir hinein,
Wo du, nicht ein Minütchen zu
verlieren,
Bis Mitternacht willst eifrig
meditieren
Wenn wär ich ein demantner
Edelstein,
Ich schlänge mich dir um das
Fingerlein,
Ja, um dirs hell mit lichtem
Blau zu zieren,
Schmückt’ ich es dir mit
funklelnden Saphiren.
Und wenn ich wär ein
zartgefügter Schrein,
So wüßtest du mir drin
verwahret sein,
Hoch, wie an Gold, an dir mich
zu erletzen.
Wär ich dann gar der
rebenreiche Rhein,
Ich böte dir von meinem besten
Wein,
Die Lippen dir mit goldnem Naß
zu netzen.
V.
Wenn ich ein Blümlein auf den
Auen wär,
Ich wollte gerne duftend für dich
blühen,
Und wenn ich eine goldne
Flamme wär,
Ich wollte brennend immer für
dich glühen.
Wenn ich ein Quellchen an dem
Raine wär,
Ich wollte lustig dir entgegen
springen,
Und wenn ein Vöglein auf dem
Zweig ich wär,
Ich wollte dir die schönsten
Lieder singen.
Wenn ich ein kühner, stolzer
Adler wär,
Ich wollt’ für dich mich heben
zu den Lüften,
Und wenn ein Rehlein flink und
leicht ich wär,
Ich spräng’ vor Lust für dich
auf Au und Triften.
Kurz, was ich immer wär in
meinem Leben,
Ich wollt’ mich gerne dir zu
eigen geben.
VI.
Du bist und bleibst mir immer
lieb und werth;
Bist du mir nah, scheid’ ich
von dir mit Schmerzen,
Trittst du mir fern, bleibst
nah du meinem Herzen;
Mein sinn ist immer nach dir
hingekehrt.
Du bist und bleibst mir immer lieb
und werth;
Ob klagst du mir, ob willst
mit mir du scherzen,
Ob schelten mich, ob mich
liebkosend herzen,
Was du nur willst, es sei dir
unverwehrt.
Du bist und bleibst mir immer
lieb und werth;
Ob wandeln sich die
wechselvollen Stunden,
In gleicher Liebe bin ich dir
verbunden.
Und wenn wir einst uns
sterbend trennen müssen,
So darf ich doch zu meinem
Troste wissen,
Das Band, das uns verknüpft,
bleibt unversehrt.
VII.
Ich liebe dich, weil du mirs
angethan;
Und wollt’ darob die ganze
Welt mich hassen,
Ich könnt’ von dir doch
nimmer, nimmer lassen;
Ich kette mich dir
unauflöslich an.
Ich liebe dich, weil du mirs
angethan;
Wenn sollt’ ich dich in Gold
und Silber fassen,
Mein letztes Sümmchen würd’
ich gern verprassen,
Ich setzte meine ganze Habe
dran.
Ich liebe dich, weil du mirs
angethan;
Sollt’ ich mit dir durch Sturm
und Wetter gehen,
Durch herbes Leid, ich folgte
deiner Bahn.
Ich liebe dich, weil du mirs
angethan;
In dir könnt’ ich noch Treu
und Glauben sehen,
Wenn Alles sonst mir schiene Trug
und Wahn.
1795 – 1875
Zu tadeln hätt’ ich viel an
Jenen, Diesen,
Was will an ihnen mir nicht
ganz zusagen,
Doch dich zu tadeln könnt’ ich
niemals wagen;
Wenns Andre thäten, würd’
michs nur verdrießen.
Mit lautem Mund hab’ ich dich
stets gepriesen,
Und wollten aufwärts mich die
Schwingen tragen,
Ließ ich sogar mit innerstem
Behagen
Manch Verschen dir zum hellen
Lobe fließen.
Warum ich will nicht tadeln
dich, nur preisen?
Weil, wie du magst dich so und
so mir geben,
Ich immer muß dich
liebenswürdig heißen.
Drum soll das Schwerdt mir in
der Scheide rasten,
Und auf zum Schlag will ich
nur dann es heben,
Wenn wagt es einer, je dich
anzutasten.
1795 – 1875
Was du vorlängst schon hast
versprochen mir,
Ich ruf’ es gern in das
Gedächtniß dir:
Du wolltest, sprachst du, mich
noch zu ergetzen
Nach deinem Tod, ins Testament
mich setzen.
Ich zolle dir nach Würden und
Gebühr
Im Leben schon den wärmsten
Dank dafür,
Und will dereinst, wird auch
dein Scheiden netzen
Die Augen mir, daran mich
still erletzen.
Doch was ich erben möcht’ von
dir allein,
Das ist, wirst du zu bitterm
Leid mir sterben,
So liebenswürdig, wie du
selbst, zu sein.
Laß mir dies Erbe gern einmal
zurück,
Um das ich will so eifrig mich
bewerben,
Und nick ein Ja mit deiner
Augen Blick.
1795 – 1875
Wenn ich verloren mich in süße
Stille,
Die mich so heimlich immer
noch umwehte,
So ists, als ob mich linder Hauch
umwehte,
Und zöge in mein Herz mit
Frühlingsstille.
Doch ob du störtest mich in
meiner Stille,
Die mich zuvor so heimlich
noch umwehte,
Wär mirs, als ob mich linder
Hauch umwehte,
Denn deine Nahe ist mir
Frühlingsstille.
Drum woll’ nur immer, wenn auch
ungebeten,
Wenn auch von mir zur Stunde
nicht gerufen,
Herein zu mir ins stille
Stübchen treten.
Und wirst du gern auf meine
Schwelle treten,
Bist du willkommen, wenn auch
ungebeten,
Wenn auch von mir zur Stunde
nicht gerufen.
1795 – 1875
Wie gerne seh’ ich dich im
Hause walten,
Den Kehrwisch führend in den
flinken Händen,
Jed Stäubchen kehrend von den
Tischen, Wänden,
Die Linnen legend in die
feinen Falten!
Wie gerne seh’ ich dich ein Gläschen
halten
Vorsichtig stets, zum Schnitt
ein Scherchen wenden,
Befehle nach der Küche hin
entsenden,
Vielleicht dort selbst am Herd
ein Spänchen spalten!
Und was du thust, das thust du
still und leise;
Nicht lärmt die Hand, nicht
rauschen dir die Tritte,
Und so ists immer deine zarte
Weise.
Drum sieht man dich in deinem
Haus so gerne,
Und fühlt sich wohl in deiner
trauten Mitte,
Und denket dein, ist man dir
wieder ferne.
1795 – 1875
Wo ist ein Haus noch
heimlicher zu finden,
Als wo so gütig, freundlich
willst du walten,
So sinnig Alles ordnen und
gestalten,
Und manchen Reiz noch zierlich
drein uns winden?
Du weißt uns immer fest an
dich zu binden,
Als wärs mit süßen, heimlichen
Gewalten,
Und immer bleibst du, ohne je
zu alten,
Uns jung und neu, wie hin die
Jahre schwinden.
Wie sitzt ein Vöglein in dem
weichen Neste,
Derweil die lauen Abendlüste
wehen,
So ists bei dir uns, du der
Besten beste.
Und stets wars, daß, sind wir
von dir geschieden,
Wir wünschten doch, bald
wieder dich zu sehen,
Bald wieder, bald; so zogen
wir im Frieden.
1795 – 1875
Wenn wirft der Winter seine
eisgen Flocken,
Und deckt das Land mit seinem
rauhen Froste,
Dann ist es dir als wie zum
süßen Troste,
Wenn sitzt du spinnend hinter
deinem Rocken.
Wenn dann die Flur sich
schmückt mit Silberlocken,
Ists, daß in deines Hauses
sichrer Pfoste
Die fleißge Hand des Stübleins
Hitze koste,
Und wohlbehaglich ruhst du
warm und trocken.
So spinne denn am
schöngezierten Rädchen,
Wenn dreht es schnurrend sich
im liftgen Kreise,
Noch manches zarte,
feingeschlungne Fädchen.
Und wirst darein du in
Gedanken weben
Der Freunde Namen, wenn auch
still und leise,
Sei dir die Hand zum warmen
Gruß gegeben.
1795 – 1875
Dort blühet es so zart und
wunderschön,
Ein Blümlein, auf den
waldumhegten Matten,
Wo leichte Winde kosend es
umwehn,
Und decken es die kühlen
Laubesschatten.
So auch blüht manches andre
Blümlein noch
Dir lieblich auf dem Lebensweg
entgegen,
Das flieht des Lichtes offnes
Auge doch,
Und will sich still nur in dem
Schatten hegen.
Und weil es dort bescheiden
sich versteckt,
Und bleibet vor den Blicken
gern verborgen,
So wird von manchen Aug’ es nicht
entdeckt,
Ob blühet es mit jedem neuen
Morgen.
Doch lebt es auch ein still
verschwiegnes Leben,
Will es mit süßem Dufte sich
umgeben.
1795 – 1875
I.
Ich lobe mir den goldeshellen
Wein,
Wenn wächst er an dem
rebengrünen Rhein;
Ich lobe mir den
reichgefüllten Schrein,
Wenn sind die feinen, weichen
Linnen drein;
Ich lobe mir den hellen
Edelstein,
Wenn faßt er sich in Gold und
Perlen ein;
Ich lobe mir den hellen
Mondenschein,
Wenn schimmert er durchs
Fenster mir herein;
Ich lobe mir ein zartes
Fingerlein,
Wenn es von Trug und Unrecht
ganz ist rein;
Ich lobe mir, was hier und
dort ist mein,
Wenn darf es mir mit Recht zu
eigen sein.
Doch mehr, als dies, lob’ ich
dein Ja und Nein,
Weil immer legst du mir dein Herz
hinein.
II.
Ihr preiset hoch des Südens
Zauberland,
Hesperiens goldne, wunderhelle
Sonnen,
Den blauen Himmel, der zu
süßen Wonnen
Umspannet euch mit seinem
weiten Band.
Ihr rühmt des Meeres
goldesreichen Sand,
Die Wogen, die zu Wirbeln sich
gesponnen,
Und blitzend sind vor eurem
Blick zerronnen,
Den grünumschloßnen,
stillumhegten Strand.
So laßt mich jetzt mein
trautes Eiland loben,
Wo stolz herab der Alpen
Gipfel sehen,
Die lindgehauchten, weichen
Lüfte wehen.
So sei von mir mit lautem Mund
erhoben
Des Morgens Duft, des
Bächleins Silberwelle,
Der blumge Rand, der spiegelt
drin sich helle.
1795 – 1875
Dir ist es wohl, wenn Freunde
bei dir weilen,
Gedanken um Gedanken sich
austauschen,
Die Worte baldin lauten Wogen
rauschen,
Bald fliegen schnell gleich
feingespitzten Pfeilen.
Wetteifernd will ein Jeder
sich beeilen,
Was er gehört, was durft’ er
still belauschen,
Wofür er selbst sich flammend
will berauschen,
Den Andern zum Genusse mitzutheilen.
Und mancher Scherz, erdacht im
Augenblicke,
Fliegt leicht hinweg nun hier,
nun dort vom Munde,
Und schwingt die Flügel in der
frohen Runde.
Dann blast ihr noch zu eurem
vollen Glücke
Die Wolken aus den dampfenden
Cigärrchen,
Obs Näschen rümpft manch
allzufeines Herrchen.
1795 – 1875
Mir ist es wohl, wos einsam
ist und stille,
Wo darf der Lärm des lauten
Tages schweigen,
Wo auf den Gräsern, die sich
rings verzweigen,
Nur leise zirpt die flügelschnelle
Grille.
Wenn dann ich selbst in
Schweigen mich einhülle,
Das Haupt zum Schooße sinnend
mir zu neigen,
So ists, daß mir empor
Gedanken steigen,
Mit denen ich die Zeit mir
gerne fülle.
So bin allein ich, und doch
nicht alleine;
Es drängen sich die Zeiten mir
und Dinge
Aufwogend hin vor meines
Geistes Blicke.
Und wie mir dieß und jenes
auch erscheine,
Was faß ich mir in des
Gedankens Ringe,
Leicht wird mir Alles, ob
michs sonst bedrücke.
1795 – 1875
Wenn darf ich greifen in die
goldnen Saiten,
Mag ein dreifaches Hoch ich
stets erheben,
Dem Jeder will sich gern zu
eigen geben
Vor andern Dingen, die sich um
uns breiten.
Der Freunde Freundschaft, die
zu allen Zeiten
Ums Herz sich will mit festen Banden
weben,
Wie hebt sie uns zu jedem
edlen Streben,
Wie treu will sie uns auf dem
Weg begleiten!
Die Liebe, die zwei
gleichgestimmte Seelen
Zum engsten Bündnis innig darf
vermählen,
Wie sonnet sie das oft so
trübe Leben!
Und das uns einst zur Wiege war
erkoren,
Das Vaterhaus, darin wir sind
geboren,
Wie heimlich will es vor dem
Blick uns schweben!
1795 – 1875
Am Sonnenlicht mag gern ich
mich erquicken,
wenn leuchtet es, zuvor mir
lang verborgen,
Hervor auf einmal blitzend
hell am Morgen,
Mit goldnem Glanze mir den Tag
zu schmücken.
Wenn darf ich Nachts zum
stillen Mond aufblicken,
Wie schimmert er, ob mag sein
Licht er borgen,
So freundlich doch, daß
schweigen mir die Sorgen,
In die zuvor ich wollt’ mich noch
verstricken!
Und wenn ein Sternlein blinkt
in blauen Höhen,
Und schaut mit holdem Gruße zu
mir nieder,
Schon mag hinauf mit süßer
Lust ich sehen.
Und wenn ein Lämpchen nur mir
brennte helle,
Und sonnte mir gelind die
Augenlider,
Wärs heimlich mir selbst in
einsamer Zelle.
1795 – 1875
Wie wars so hübsch, gemüthlich
sonst zu reisen,
Durft’ man im offnen Wagen
sich ausbreiten,
Hinblickend frei nach den und
jenen Seiten,
Der Sonne Licht, die Luft sich
hoch zu preisen!
Wie gern ließ man, sich
freundlich zu erweisen,
Bedächtgen Gangs die Rößlein
einmal schreiten,
Um hier und dort ein Wörtlich
mit den Leuten
Zu tauschen, und willkommen
sie zu heißen!
Und hielt man an, wo wollt’
ein Schildchen winken,
Konnt’ man zum Imbiß froh sich
niederlassen,
Und auf gut Glück zur
Meisterreise trinken.
War dann noch Zeit, so durft’
man sich ergehen
Ein wenig hin durch manches
Oertleins Gassen,
Sich allerlei vergnüglich zu
besehen.
1795 – 1875
Im Winter ist es gar so lieb
und traut;
Gemüthlich läßt man am Kamin
sich nieder,
Des Feuers Knistern klingt wie
süße Lieder,
Derweil der Schnee uns durch
die Fenster schaut.
Wenn hoch er sich als wie zu
Bergen baut,
Und flattert dann mit lustigem
Gefieder
Im Windeswehen blitzend hin
und wieder,
So rühmt man sich sein
heimlich Stübchen laut.
Und schaart man sich bei
hellen Lichtesflammen
Im Freundeskreis am Abend froh
zusammen,
Ists, daß uns Stund’ auf
Stunde schnell entfliegt.
Ob draußen dann die
Winterstürme tosen,
Man sitzt gebettet wie in
weichen Schooßen,
Darauf man sich in
Frühlingsträume wiegt.
1795 – 1875
Ob ist mein Stübchen auch nur
winzig klein,
So will es mich doch heimlich
stets umhegen,
Die Sonne schaut mit goldnem
Licht herein,
Und ich blick’ ihr mit stiller
Lust entgegen.
Ein Gärtchen lacht mir vor dem
Fensterlein,
Darin die schönsten Blumen
duftend blühen,
Die mir schon mit dem ersten
Morgenschein
In hellen Farben vor den Augen
glühen.
Manch hübsches Bildchen,
lieblich, zart und fein,
Darf an den Wänden mir zur
Zierde prangen,
Ich saß’ es mir in goldnen
Rahmen ein,
Und immer lockt ein neues mein
Verlangen.
So darf das Stübchen, das ich
nenne mein,
Zu süßer Lust mir ein
Schmuckkästchen sein.
1795 – 1875
Die Muttersprache, hoch will
ich sie loben,
Die deutsche Sprache, die so
kraftvoll, rein,
So biegsam ist, gefügig, zart
und fein,
Als wqär’ aus goldnen Stoffen
sie gewoben.
Ob ist das Herz gebeugt dir,
ob gehoben,
Ob jubelt es, ob klagt es
seine Pein,
Ob streng dein Wort, ob soll
gelind es sein,
Als dienstbar kannst du immer
sie erproben.
Wenn du ein Verschen gern dir
einmal sinnst,
Sie beut sich dir zu klangesvollen
Reimen,
Und will dem Rhythmus sich
geschmeidig fügen.
Und daß als Redner Beifall du
gewinnst,
Kann sie dir bald in lauten
Wogen schäumen,
Bald träufeln lind, ans Ohr
sich weich zu schmiegen.
1795 – 1875
Wie Wolken wieder in der Luft
verschweben,
Hinweg im Flug vor unserm
Blick getragen,
So ist mit seiner Lust, mit
seinen Plagen
Entschwunden bald das
raschbewegte Leben.
Doch was darein uns durft’ die
Schickung weben
In so viel hellen, so viel trüben
Tagen,
Ob wollt’ es uns, ob wollte
nicht behagen,
Es konnt’ die Seele aufwärts
uns erheben.
Nur wenig wird vielleicht noch
übrig bleiben
Vom Leben uns, und schnell
kann es zerrinnen,
Die Zeit, sie trägt es eilend
uns von hinnen.
Doch immer sollen wirs zur
Mahnung schreiben
Ins Herz uns ein: Jed
Stündlein unsres Lebens,
Das noch uns bleibt, sei nicht
gelebt vergebens.
1795 – 1875
Dir ist es nicht in deine Hand
gegeben,
Zu wirken hin nach weit gedehnten
Kreisen,
Dich hier und dort vielthätig
zu erweisen
Mit immer offnem, hocherhobnem
Streben.
Verborgnen vor der Welt
verfließt dein Leben,
Dein Gang geht hin in
unbemerkten Gleisen,
Daß Niemand kann mit lautem
Mund dich preisen,
Und hoch dein Werk zu deinem
Ruhm erheben.
Doch darfst du manchen stillen
Segen stiften,
Der blühet, mag gering er auch
erscheinen,
Dem Blümlein gleich, das birgt
sich auf den Triften.
So kann dirs wohl zum schönen
Lohne werden,
Daß manches Herz dir Thränen
wird nachweinen,
Dem lebtest du zu Lieb und
Trost auf Erden.
1795 – 1875
Frei sei das Wort, nicht soll
die Furcht es binden,
Das Recht, die Wahrheit offen
zu bezeugen,
Denn so dafür der Mund wollt’
zaghaft schweigen,
Wo wäre dann noch Mannesmuth
zu finden?
Frei sei der Sinn, stolz soll
er sich entwinden
Jedweder Knechtschaft, keiner
Macht sich beugen,
Daß sclavensinnig wär’ er ihr
zu eigen,
Zu jeder That mit ihr sich zu
verbinden
Frei sei der Blick, weithin
sich umzuschauen,
Zu forschen prüfend hin nach
allen Seiten,
Der Dinge Lauf, die Zeit sich
recht zu deuten.
Wer frei das Wort, den Sinn
kann frei sich halten,
Sich frei den Blick, wird, was
sich auch gestalten
Mag hier und dort, sein Werk
in Ehren bauen.
1795 – 1875
Wenn Jemand soll ich im Sonett
mir loben,
So lob ich sie, die mir zu
mancher Stunde
Sich einten sonst in
trautgeschaarter Runde,
Die immer durft’ ich als
bewährt erproben.
Wenn warm die Freude mir das Herz
gehoben,
Wenn lachte sie mir scherzend
von dem Munde,
Wenn heilte sie mir manche
stille Wunde,
Sie warens, die mir blühend
sie gewoben.
So will ich, wo sie nun auch
mögen weilen,
Ein Zeichen meines Dankes
ihnen geben,
Und grüßen sie mit diesen
Verseszeilen.
Wie immer mag die Zeit sich
noch gestalten,
Sich wechseln noch das
vielbewegte Leben,
Treu will ich mir im
Gedächtniß halten.
1795 – 1875
Was gern ich wollt’ mit lautem
Mund besingen,
Die Musen sinds, die, freundlich
uns gewogen,
Mich hier und da mit ihrer
Gunst umzogen,
Ein Blümlein mir ins Leben
einzuschlingen.
So möcht’ ich denn ein Loblied
ihnen bringen,
Das farbig glänzt, wie glänzt
der Regenbogen,
Das schäumend rauscht, wie
rauschen laute Wogen,
Das lieblich klingt, wie
klingen Silberglocken.
So laßt mich, Glock, eurem
Klang ablauschen,
So leiht mir, Wogen, euer
helles Rauschen,
So reich’ mir, Bogen, deine
Farben sieben!
Dann leg mein Lied, von warmem
Dank getrieben,
Den Musen laut zur Huldigung
ich nieder,
Daß tönet es in hellen Klängen
wieder.